Boal, 1931 in Rio de Janeiro geboren, studierte in New York Theaterwissenschaften und übernahm nach seiner Rückkehr nach Brasilien von 1956 bis 1971 die künstlerische Leitung des Teatro de Arena in São Paulo. Hier wurde mit den Methoden des Theaters politisch und pädagogisch gearbeitet - Boals Methoden des Volkstheaters entstanden. Ziel aller Volkstheatertechniken war die Übereignung der Produktionsmittel des Theaters an das Volk.

1971 wurde Boal ohne ersichtlichen Grund verhaftet und kam erst drei Monate später durch internationale Proteste wieder frei. Er verließ Brasilien und ging ins Exil. Erst 1986 kehrte er nach Brasilien zurück. Im Exil entwickelte Boal die Volkstheatertechniken weiter zum ‘Theater der Unterdrückten’.

In den verschiedene Formen des ‘Theaters der Unterdrückten’ geht es ihm um das Aufdecken von Unterdrückung - sei sie die eines totalitären Staates, die zwischenmenschliche oder die verinnerlichte - und um die Veränderung der unterdrückerischen Situation:

"Der Zuschauer, der in einer Forumtheater-Sitzung fähig gewesen ist zu einem Akt der Befreiung, will diesen auch draußen im Leben vollbringen [...]. Die ‘Probe’ bereitet ihn auf die Wirklichkeit vor. [...]. Jeder Zuschauer muß sich bewußt sein, daß das Thema sich auf ein konkretes Ereignis bezieht, das auch tatsächlich stattfinden wird. Darauf muß er sich vorbereiten. Es genügt nicht zu wissen, daß die Welt verändert werden soll; wichtig ist, sie tatsächlich zu verändern. Dazu können auch die Techniken des Theaters der Unterdrückten beitragen." [Boal]

Augusto Boal ist auch Autor mehrer satirischer Kurzgeschichten und Theaterstücke, wovon "Mit der Faust ins offene Messer" wohl das bekannteste ist. Dieses preisgekrönte Stück wurde 1978 in São Paulo uraufgeführt.